Sonntag, 6. März 2016

Vom Flirten, der Liebe und dem Wunsch, nicht allein zu sein


Es gibt Phänomene, bei denen hat man das Gefühl, man muss sich einfach genauer ansehen, sie erforschen und dabei versuchen, sie wertungsfrei zu beurteilen.
Letzteres kann ich ja  so gar nicht, daher hier die Information an alle, die ab jetzt weiterlesen: Dieser Text ist absolut subjektiv geschrieben.

Im Juni 2015 zog ich einen Schlussstrich nach 9 Jahren Beziehung und begann nach einiger Zeit die Welten des Single Lebens zu erkunden, lasst euch sagen, die sind ganz schön digital geworden.

Ob Shop-a-man, Badoo, Lovoo, Secret oder Joyclub, man hat reichlich Auswahl und das ist nur ein Bruchteil dessen, was es so auf dem Markt zu erkunden gibt. Also gings rein ins Getümmel, ganz ohne Erwartungen, denn schließlich wollte ich das Single Dasein ausgiebig genießen. Lasst euch sagen, das war gar nicht so einfach. Ja, es ist als Frau so, dass man von gefühlt jedem zweiten Typen angeschrieben wird, aber die Auswahl erhöht das nicht, denn sucht man halbwegs angenehme Gesprächspartner, muss man mindestens 50% direkt aussortieren, die nächsten 25% selektieren sich im Laufe des Gesprächs durch die mangelnde Fähigkeit, ganze Sätze zu schreiben und weitere 20% schießen sich mit Dick-Pics ins Aus. Die finale Bilanz für halbwegs brauchbare Date- Kandidaten liegt also bei ganzen 5%. Aus diesen 5% fallen dann noch diejenigen raus, die während des Gesprächs plötzlich langweilig, uninteressant, nervig werden und zack, ist die Auswahl noch ein wenig kleiner. Ich kann daher getrost sagen, ich habe nicht die obligatorische Saus raus gelassen, sondern ich hatte exakt ein einziges Date. Ein gutes, unkompliziertes Date, bei dem die Fronten vorab geklärt waren, gute Unterhaltung, ein amüsanter Abend, eine angenehme Erfahrung.

Aber ganz ehrlich, ist es das, was uns zum Glück führen soll?

Ich kenne Frauen, die daten einen Kerl nach dem anderen und sind unglücklich, weil sich jeder als Depp entpuppt, dann gibt es noch jene, die suchen Online nach der großen Liebe und wundern sich über die oben genannten 95% und es gibt Frauen wie mich, die das Onlinedating als Spiel betrachten. Ein Zeitvertreib, eine eigene kleine Studie, ein Spaß. Ich liebe das Flirten, ich lerne gerne Menschen kennen, ich unterhalte mich gerne, aber ich seletktiere auch sehr, denn all das kostet Zeit und Nerven und die verpulvert man nicht einfach so.

Die größte Erkenntnis, die ich aus diesem Experiment gewonnen habe, ist eine ordentliche Portion Selbstbewusstsein, denn selbst wenn man davon ausgeht, dass ein gewisser Prozentsatz der erhaltenen Komplimente lediglich dazu dienen sollte, mich ins Bett zu bekommen, so waren sicher auch ein paar ehrliche dabei und selbst wenn nicht, manches wirkte aufrichtig und jedes für sich gab einen Schub für das eigene Ego. Mit jedem Kompliment wurde ich sicherer, mir selbst bewusst, dass ich noch so viel mehr haben kann, ja vielleicht manches mal ein wenig arrogant, aber ganz ehrlich, online ist alles viel leichter, denn da sagt man freier was man denkt, tut Dinge, die man sonst nie getan hätte und vieles scheint plötzlich so einfach.

Es ist manches Mal wie ein Sog und von selbst heraus zu finden, an manchen Tagen schwieriger als gedacht und doch eigentlich ganz simpel, denn eins darf trotz allem niemals vergessen: diese Such auf die man sich begibt, dieses Spiel, all das ist nur ein kleiner Teil des großen Ganzen. Ein Stückchen Sehnsucht, dass erfüllt werden möchte. Vielleicht ist es die Liebe, vielleicht die Nähe, vielleicht die Zweisamkeit, die uns fehlt, vielleicht ist es aber auch etwas ganz anderes, nämlich das Vertrauen in uns selbst.

Das Vertrauen, dass unser Herz auch ganz ohne diese Suche weiß, was es will, das unser Schicksal sich genau in dem Moment erfüllt, in dem wir am Wenigsten damit rechnen. Das Vertrauen in uns, die Erkenntnis, das unser Leben wertvoll ist, ganz unabhängig äußeren Umständen. Ein Mensch, der lernt, sich selbst zu lieben, wird liebenswert. Manchmal braucht es einige Umwege um an diesen Punkt zu kommen und manchmal laufen wir Gefahr uns in der Suche zu verrennen, aber eins dürfen wir dabei niemals vergessen: All diese Irrungen und Wirrungen gehören in jedes Leben, es ist normal zu lachen und zu weinen, zu leiden, zu verzweifeln, zu suchen, sich einsam zu fühlen, zu schreien, zu zweifeln, all das gehört einfach dazu, aber auch das Lachen, die Freude, das Glück, die Liebe, die Hoffnung. Wir müssen nur lernen zu akzeptieren, dass Leben niemals nur Freude oder Schmerz birgt, niemals nur von Leid oder Liebe geprägt ist, niemals nur schwarz oder weiß erscheint, Leben ist all das, was dazwischen passiert und Liebe ist das, was passiert, wenn man kurz davor ist, nicht mehr darauf zu hoffen, denn Liebe ist ein Anker, kein Allheilmittel.

2 Kommentare:

  1. >>Ich kenne Frauen, die daten einen Kerl nach dem anderen und sind unglücklich, weil sich jeder als Depp entpuppt

    Ich sortiere mich gleich mal da ein :D

    Schöner Eintrag, herrlich ehrlich und bissig, genau wie mans von dir gewohnt ist <3

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  2. Danke Liebes <3 Du weißt doch, ich schreibe gern über das Wahre Leben, da findet man sich immer selbst drin wieder ;)

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